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Große Stimme, weiter Weg

Die Verwandlungen der Guibee Yang

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Als kleines Mädchen, sagt Guibee Yang, sei sie sehr asiatisch schüchtern gewesen. Nur wenn es darum ging, vor Menschen zu singen, war sie plötzlich eine andere und jede Scheu verschwunden. Wer die inzwischen 28-jährige Südkoreanerin heute trifft, wird die aufgeweckte, quirlige Frau kaum als schüchtern bezeichnen. Dass sie das Singen zu ihrer Profession gemacht hat, wäre aber wahrscheinlich auch nicht die erste Assoziation. Doch auf der Bühne, ist Guibee Yang auch heute noch wie verwandelt.

Nicht nur für Opernlaien ist die Stimmgewalt und Bühnenpräsenz der zierlichen Sopranistin überraschend. Nicht zuletzt mit ihrer Rolle als Violet in der Reznicek-Entdeckung „Benzin“ überzeugte sie Publikum, Kritik und Kollegen von ihrem Können. Sie sei „einer der echten Chemnitzer Stimmschätze“ befand etwa die Frankfurter Rundschau. Das war wohl auch dem Chemnitzer Auswahlgremium klar, vor dem sich Guibee Yang im vorigen Jahr bewarb. Eigentlich ging es da nur um ein Gastengagement, doch dann entschied sich das Haus, die Sängerin gleich für zwei Jahre fest anzustellen. Guibee Yangs Freude und Erleichterung war dabei so groß, wie ihr Weg zur ersten Anstellung lang war.

Guibee Yangs Weg auf die Bühne begann schon im Kindesalter. Ihre Mutter nahm sie damals mit in die Oper. Und da Gesang und Musik sie und die Kinder so beeindruckten, wurde kurzerhand der Beschluss gefasst, dass Guibee Sängerin und ihr Bruder Querflötist werden sollten. Also besuchte Guibee Yang ein musisches Gymnasium und absolvierte in ihrer Heimat Seoul ein Gesangsstudium. Zur Zeit, erzählt sie, gebe es in Südkorea gerade den Trend zum Zweitstudium in Europa oder den USA. So wollte auch Guibee nach Europa, um den Spuren der klassischen Oper zu folgen. Sie landete schließlich in München, wo sie an der Hochschule für Musik und Theater ein zweites Studium abschloss. Guibees jüngerer Bruder studiert dort übrigens auch. Natürlich spielt er Querflöte. Nach dem Studium begann ihre persönliche Bewerbungs-Tournee. Sie musste bald ein Engagement finden oder zurück nach Südkorea fliegen.

Dabei war das Chemnitzer Vorsingen die vorletzte Chance. Müde, hungrig und sogar krank kam sie in der Stadt an und musste sofort zum Casting, das vorverlegt worden war. Vielleicht war es die Erschöpfung und die Ausweglosigkeit der Situation, die Guibee Yang die Anspannung nahmen, sie war jedenfalls gut und setzte sich gegen fast 60 Mitbewerberinnen durch. Dass sie in Chemnitz nicht nur angestellt wurde, weil Michael Heinicke für seinen Rigoletto eine kleine, zierliche Frau in der Rolle der Gilda wollte, zeigen Preise zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe. In Chemnitz und an seiner Oper fühle sie sich inzwischen wirklich wohl. Angekommen sieht sie sich jedoch nicht. Als Sängerin wolle sie natürlich immer weiter hinauf und auf immer größeren Bühnen singen. Die Chancen dafür stehen wohl gar nicht schlecht.

Erschienen im 371 Stadtmagazin Heft 05/11
Text [&] Foto: Michael Chlebusch

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