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Randsportarten in Chemnitz

Teil 9: Wer schafft’s ins Haus?

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Es ist eine jener Sportarten, die, als sie in Deutschland erstmalig aufkam, reichlich misstrauisch beäugt wurde. Und zugegeben: Man musste sich erst an den Anblick schrubbender Spieler auf dem Eis gewöhnen. Mittlerweile wird Curling auch in Chemnitz gespielt – mit wachsender Begeisterung und sogar in einer Version für Körperbehinderte.

Curling ist ein bisschen wie Boccia oder Boule – nur das es eben auf dem Eis gespielt wird. Ziel des Spiels ist es, einen fast 20 Kilogramm schweren Stein über eine Strecke von 40 bis 45 Metern gezielt zu bewegen und im sogenannten Haus, dem Zielkreis am Ende der Eisbahn, zu platzieren. Jedes Team besteht aus vier Spielern und hat pro Spielabschnitt insgesamt acht Steine zur Verfügung. Die Mannschaft, die ihre Steine näher am Mittelpunkt des Hauses platziert hat, gewinnt den Spielabschnitt, liegt kein Stein im Haus, gibt es ein Nullerend. Dabei dürfen die gegnerischen Steine mit Hilfe der eigenen Steine verschoben und ab dem fünften gespielten Stein sogar aus dem Spielfeld gekickt werden.

Bei der Abgabe des Steins vollzieht der Spieler einen weiten Ausfallschritt nach vorne – weswegen das Tragen einer dehnbaren Sporthose empfohlen und zum Verzicht auf Jeans geraten wird. Da Curling auf dem Eis und zumeist in kälteren Jahreszeiten gespielt wird, sollte die Kleidung dementsprechend warm sein. Oder aber, man widmet sich voll und ganz dem Wischen: Das Entfernen von Reif mittels eines Stoffkissen-Besens gehört zu den anstrengendsten Aufgaben beim Curling, erklärt Michael Sohr.

Sohr hat Curling das erste Mal 2003 beim Tag des Eissports gesehen und sich sofort dafür begeistert. Eiskunstlauf sei ihm zu grazil und Eishockey zu schnell und kämpferisch, Curling dagegen sei genau das Richtige für ihn: „Man braucht Ausdauer, Kraft, Technik – vor allem aber Taktik. Man muss wie beim Schach drei, vier Züge vorausdenken.“ Also entschied er sich, die Sportart nach Chemnitz zu holen. Schon ein Jahr später gründete sich als Teil des Chemnitzer Eislaufclubs die Abteilung Curling. Heute hat die Abteilung 14 aktive Mitglieder. Zehn spielen das „normale“ Curling, die anderen vier sind in einer behindertengerechten Variante der Sportart aktiv: dem Rollstuhlcurling. Dabei wird der Stein mit Hilfe einer Verlängerung abgegeben, das Wischen entfällt komplett: „Beim Rollstuhlcurling ist deswegen noch mehr Präzision verlangt“, erläutert Michael Sohr.

Die Chemnitzer Curler spielen vor allem Clubturniere, für die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften sind sie zu wenig Spieler – zumindest im Moment. Sohr versucht, die Sportart an Schüler heranzutragen und den ein oder anderen Nachwuchsspieler für sein Team zu gewinnen. In den vergangenen Jahren haben die Chemnitzer Curler mehrfach Schulmeisterschaften ausgetragen, am 1. November beginnt die diesjährige Meisterschaft. Wenn das Wetter mitspielt, werde es zudem auch in diesem Winter wieder eine Rückkehr zu den Wurzeln des Curling geben: Eine Partie im Freien, auf zugefrorenen Seen oder Teichen, wie im letzten Winter: „Wir waren bestimmt die ersten, die jemals auf dem Schlossteich Curling gespielt haben.“ Bis es soweit ist, spielen Sohr und seine Mannschaft auf sicherem Eis: jeden Montag ab 20 Uhr in der Trainingshalle des Eissportzentrums am Küchwald.

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erschienen im 371 Stadtmagazin 11/10,
Text [&] Foto: Benjamin Lummer

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