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Teil 10: Schweden für Hartgesottene

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Ballermann, Petersdom, Ostseestrand – diese Reiseziele können sich vor dem jährlichen Touristenansturm kaum retten. Das 371 interessiert sich für Menschen, die ganz andere Reisen unternehmen.

Abschalten – von der Arbeit, vom Alltagstrott: Dafür reichte Carolin Aepfler vergangenen August der Aus-Knopf am Handy nicht. Sie wollte völlig raus aus ihren täglichen Abläufen, als sie in den Aktivurlaub nach Schweden fuhr, und nahm deshalb nicht einmal Freunde mit. „Ich wollte komplett andere und neue Eindrücke, die ich bisher nicht kannte, gewinnen“, sagt sie. Und davon erhielt sie reichlich: Nach 24 Stunden Busfahrt von Hamburg nach Särna an der Grenze zu Norwegen blieben nur zwei Stunden, um sich als Reisegruppe zu finden und das Gepäck einigermaßen gerecht zu verteilen. Dank Kleidung und Lebensmitteln für eine Woche sowie unter anderem Kochgeschirr, Kochern und Schlafsäcken trug jeder von ihnen etwa 15 bis 18 Kilo auf seinem Rücken. Und dann wurden sie auch schon „in die Wildnis entlassen“, wie Aepfler sagt. Das hieß: eine Woche lang jeden Tag etwa sechs bis sieben Stunden zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Kanu im Fjäll-Gebiet, dem schwedischen Teil des Skandinavischen Gebirges, unterwegs zu sein. Dieses erreicht zwar im südlicheren Teil nur Höhen um 1200 Metern, doch die Bedingungen sind auch hier schon oft wie im Hochgebirge. So kreuzen Wanderwege etwa nicht selten Geröllfelder, die Baumgrenze liegt bei etwa 850 Metern Höhe und schnelle Wetterwechsel, sogar Schneefälle können auch im Hochsommer vorkommen.

Mit Wetterwechseln hatte die Gruppe um Aepfler nicht zu kämpfen. Vielmehr regnete es täglich. Schon am ersten Abend hatte es nicht geklappt, die Schuhe und die Kleidung am Feuer zu trocknen. Auch den Rest der Woche habe der Inhalt der Abends vor allem darin bestanden, sich am Feuer zu trocknen und aufzuwärmen, sagt die 27-Jährige. Am schwersten war das nach einer Kanu-Tour, bei der ein Kanu kenterte. Die beiden Insassen und das gesamte Gepäck landeten im Wasser und die ganze Gruppe war stundenlang damit beschäftigt, das Kanu aus dem Wasser ziehen, denn es hatte sich quer zur Strömung gelegt und war an einem Stein hängengeblieben. Als sie es endlich an Land geholt hatten, hatte es sich durch die starke Strömung verbogen und musste erst einmal gerade getreten werden.

Nach so anstrengenden Tagen wurden Tütensuppen, Eierkuchen und schwedische Zimtschnecken abends am Feuer zum Luxus. Doch trotzdem verloren Aepfler und ihre elf Mitreisenden nicht ihre gute Laune: Immer hätten sie gelacht und Witze erzählt, sogar nach dem Kanuunfall, erzählt die Chemnitzerin. Man habe sich sehr schnell gefunden. Dadurch gelang es ihr gut, die nassen Klamotten, die kalten Füße und das nächtliche Frieren im Zelt zu vergessen und stattdessen die Natur weit weg von der nächsten Stadt zu genießen: „Man fühlt sich dabei losgelöst und frei von allem. Wie in einer anderen Welt.“

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Erschienen im Heft 11/13

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