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Ballermann, Petersdom, Ostseestrand – diese Reiseziele können sich vor dem jährlichen Touristenansturm kaum retten. Das 371 interessiert sich für Menschen, die ganz andere Reisen unternehmen.
Kleidung für nur etwa eine Woche, dafür aber zusätzlich zur normalen Reiseapotheke ein Set mit jeder Menge Medikamenten – darunter ein Breitbandantibiotikum – Spritzen, einem Skalpell und Sekundenkleber zum Verschließen von Verletzungen, die genäht werden müssen. Obwohl sie nicht für Ärzte ohne Grenzen unterwegs waren, gehörte das alles ins Gepäck von Andreas David und Katrin Steuer, als sie im vergangenen Sommer sieben Wochen in Afrika unterwegs waren. Denn nicht nur, dass die Infrastruktur in einigen Regionen der Länder, die sie bereisten – Mosambik, Malawi, Sambia und Botswana – so schlecht sei, dass es 24 Stunden dauern kann, bis man den nächsten Arzt erreicht. Das Immunsystem sei außerdem durch fremde Klima- und Zeitzonen „sofort am Boden“, wie David erklärt.
Trotzdem waren die Chemnitzer schon das zweite Mal gemeinsam in Afrika, denn beim ersten Mal hatte sich Steuer in den Kontinent verliebt, „weil es so exotisch war, so besonders, so urig und anders als alles, was ich vorher gesehen habe.“ Da sie schnorcheln wollten, entschieden sie sich, ihre Reise in Maputo zu beginnen und an der Küste Mosambiks entlang nach Norden zu fahren. In den auf der Strecke liegenden Tauchergebieten sahen die Beiden Mantarochen. „Mit so einem Riesenvieh mit einer Spannweite von vier Metern zu tauchen, ist beeindruckend. Wenn es über dir ist, ist es plötzlich dunkel“, schwärmt David. Ihr größtes Abenteuer erlebten sie aber in einem Nationalpark in Botswana. Dort übernachteten sie nach einer Safari in einem Zeltlager. In der Nacht hörten der Psychologe und die Eventmanagerin Löwengebrüll – zunächst aus der Ferne, dann immer näher und zuletzt so nah, dass sie sich sicher waren, dass die Löwen im Camp sein mussten. „Löwengebrüll geht echt durch Mark und Bein! Man liegt im Zelt wie tot“, schildert Steuer. Verletzt wurde aber zum Glück niemand.
Weil das Paar Afrika schon kannte, war es vieles schon gewöhnt, wie zum Beispiel die Unterkünfte, die meist ein Zimmer mit einem Bett und einem Moskitonetz waren, aber auch an die hygienischen Bedingungen: „Zu Hause erschreckt man sich vor Käfern und in Afrika ist das normal – dabei sind es ja zum Teil fremde, die man noch nie gesehen hat“, wie David bemerkt. Doch das Paar hatte sich bewusst dafür entschieden, Länder zu bereisen, die noch nicht so stark durch den Tourismus geprägt sind, denn zum einen wollten sie „das normale Leben“ der vier Länder erleben, zum anderen haben sie die Erfahrung gemacht, dass sie in den touristischen Regionen anders behandelt wurden, etwa auf Märkten stärker mit ihnen gefeilscht wurde. Mit einheimischen in Kontakt und ins Gespräch gekommen zu sein, gehört stattdessen zu den prägendsten Erfahrungen ihrer Reise.
Text: Julia Keller Foto: privat
Erschienen im Heft 07/13