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Teil 12: Soziale Arbeit auf Spanisch

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Ballermann, Petersdom, Ostseestrand – diese Reiseziele können sich vor dem jährlichen Touristenansturm kaum retten. Das 371 interessiert sich für Menschen, die ganz andere Reisen unternehmen.

Argentinien – eines der größten Länder der Welt und ein Land mit Menschen, die es schwer haben, aber das Herz am rechten Fleck. Henning Wünsch ist Sozialarbeiter der Mobilen Jugendarbeit beim AJZ und hat das im Rahmen eines Fachkräfteaustausches im November 2012 erfahren. Hintergrund ist die enge Freundschaft zu einem Verein in Moreno, 30 km entfernt von der Hauptstadt Buenos Aires. „Der soziale Verein aus Moreno kümmert sich darum, dass in der Region Ersatzschulen eingerichtet werden. Dort können dann überwiegend Erwachsene den 10. Klasse-Abschluss nachholen.“, berichtet Henning. Auch das AJZ half, indem es mit einem Soli-50er auf Eintrittskarten 1000 Euro für die Renovierung solch einer Schule spendete. [nbsp]

Auf die Frage, was die positivste und die negativste Erinnerung an diese Reise seien, antwortet er: „Seltsamerweise fällt das zusammen. Die Menschen dort sind wahnsinnig engagiert, ihre eigene Lebenssituation zu verbessern und das beeindruckte mich sehr.“ Die Wirtschaftskrise zog der argentinischen Mittelschicht den Boden unter den Füßen weg und ein großer Teil der Bevölkerung in dieser Region lebt abgeschieden von der Infrastruktur. Als negativ betont Henning die Probleme der staatlichen Hilfeleistung: „Die Argentinier sind auf gegenseitige Hilfe angewiesen, da es die staatlichen Leistungen nicht einfach von oben gibt – man muss in einer Gewerkschaft oder Kirche sein, um diese zu erhalten.“ Ein Beispiel für solche vom Volk ausgehende Selbstrettungsaktionen ist die Aluminiumfabrik IMPA, die Henning und seine sechs AJZ-Kollegen besuchten. Die Fabrik sollte geschlossen werden, woraufhin die Arbeiter diese besetzten und weiterführten. Das zeigt sich aber auch im alltäglichen Leben. Henning erinnert sich: „Wir habe auch an Demonstrationen teilgenommen oder einen öffentlichen Platz kreativ gestaltet, um die unkommerzielle Skatboard-Nutzung voranzutreiben.“ Mit dem „Hey Days“, einem Chemnitzer Skate- und Music-Festival, wird die Verbindung zu Argentinien und dem Sport aufrechterhalten.

Die verschiedensten Menschen und Kulturen in diesem riesigen „Schmelztiegel“, wie Henning das Land beschreibt, haben eine beeindruckende Gemeinsamkeit: die Kämpfernatur. Dafür lohnt sich eine Reise über den Atlantik, auch wenn es manchmal schwierig ist, sich an fremde Sitten zu gewöhnen. Mit einem Lächeln im Gesicht sagt Henning dazu: „Dass das benutzte Toilettenpapier nicht ins Klo, sondern in den Müll geworfen wird, damit hatte ich schon so meine Probleme.“

Text: Felicitas Wünsch Foto: privat

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Erschienen im Heft 01/14

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