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Vom Zocker zum Macher

Emotionen statt Waffenporno

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Origami Knight: Ein App-Game aus Mittweida


„Deutschland ist immer noch ein Entwicklungsland, was die Spieleentwicklung angeht“. So pessimistisch äußerte sich 2008 Maic Masuch, seines Zeichen Inhaber der ersten Computerspiel-Professur in Deutschland. Die Hochschule Mittweida hat diesen Mangel erkannt und bietet seit letztem Jahr immer zum Wintersemester den Studiengang „Medieninformatik und interaktives Entertainment“ an.

60 Studenten sind derzeit in einem der wenigen staatlichen Bachelor-Studiengänge eingeschrieben und lernen alles, was mit dem Thema interaktives Entertainment zu tun hat. Dazu zählen neben den theoretischen Grundlagen aus Mathematik und Informatik auch Leveldesign, 3D-Animation oder Interactive Storytelling. Für Thomas Schmieder, Dozent und Mitinitiator des Studiengangs, geht es darum, den Studierenden einen Überblick zu verschaffen, was für die Erschaffung eines Spiels gebraucht wird und ihnen die nötigen Fähigkeiten zu vermitteln: „Wir wollen nicht die nächste Generation an Code Monkeys züchten, die nur im Keller vor sich hin programmieren, sondern dazu befähigen, Ideen zu kommunizieren und Unterhaltung zu produzieren, die Leute anspricht.“

Am Ende des Studiums muss dabei nicht zwangsläufig die große Blockbuster Produktion stehen. Gerade die kleinen Anwendungen wie Handy-Apps, Casual Games oder Augmented Reality gewinnen immer mehr an Bedeutung. Informatikprofessor und Studiendekan Wilfried Schubert: „Die Firmen müssen ihre Kunden viel multimedialer ansprechen, als das früher der Fall war. Um auch für die Zukunft gerüstet zu sein, brauchen unsere Studenten deshalb neben Kreativität auch die technischen Grundlagen.“

Das alles lässt sich nur bedingt in trockenen Theorie-Seminaren vermitteln, weshalb die Studenten von Beginn an in Teams eigene Projekten entwickeln. Neben dem Einschleifen des Erlernten sollen die Studenten dabei vor allem ihre eigenen Talente entdecken und entwickeln, denn nicht jeder ist zum Hardcore-Programmierer oder Drehbuchschreiber geboren. Das Ergebnis kann dann zu Beispiel wie das als App gedachte Spiel „Origami Knight“ aussehen: In einer abstrahierten Welt aus gefaltetem Papier verwandelt sich der Spieler in verschiedene Figuren, um so Hindernisse zu überwinden. Neue Ideen also statt der immer gleichen Waffenpornos. So sieht auch Schmieder die Ausrichtung des Studienganges: „Als staatliche Einrichtung haben wir den gesellschaftlichen Auftrag, einen Schritt weiterzudenken und Computerspiele zu mehr zu machen, als sie heutzutage sind.“ Dafür forscht der Studiengang zum Beispiel auch daran, wie Emotionen in Spielen erzeugt werden und sich die Immersion der Spieler messen und steuern lässt. Und vielleicht kommt ja das nächste „Angry Birds“ aus Mittweida.

www.hs-mittweida.de/miie
www.games-studieren.de/

Text: Steffen Nowak


Erschienen im Heft 06/12

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