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Morbid und ein bisschen schräg: Chemnitz hat jetzt eine Absinth-Bar
Was würden Werbefuzzis heute dafür geben, um ein Getränk so mythenumweht zu positionieren, wie es dem Absinth im Laufe der Jahrhunderte gelang. Wahrscheinlich sogar ihren gesunden Menschenverstand, denn den kostete das grüne Kräuterdestillat seine Liebhaber angeblich reihenweise. Baudelaire, van Gogh oder Oscar Wilde waren neben vielen anderen Genies begeisterte Anhänger des Absinth - trotzdem oder gerade weil das Zeug aufs Hirn schlägt? Wer angesichts solch verlockender Versprechen zum Selbstversuch schreiten möchte, der kann das ab sofort in der Absintheria in Chemnitz tun.
Mit zwanzig bis fünfundzwanzig verschiedene Absinthen verspricht Betreiber Danny Szillat genug Abwechslung. Darunter sogar ein Hausbrand, der exklusiv für die Absintheria angerührt wurde. Dazu gesellen sich außergewöhnliche Cocktails (natürlich viele mit Absinth) und besondere Biere (starke aus Belgien). Und auch das Ambiente der Absintheria entspricht nicht der nullachtfuffzehn-Gastronomie: Eine Treppe führt hinter der Tür in der Inneren Klosterstraße 1 in den dunklen Keller, wo Bier aus einem Thekenkreuz gezapft wird und die Namen großer Absinthtrinker auf Grabsteinen prangen. Eine kleine Kapelle lädt zu Kulturprogramm und Lesungen ein, alles eher dunkel und morbide. Natürlich nicht nur für die Gothik-Szene interessant, wie Danny Szillat erklärt, sondern für jeden, der sich da wohlfühlt und vielleicht mal ein Kontrastprogramm zum Flower Power braucht, dessen Betreiber er ebenfalls ist. Das Konzept zur Absintheria hatte er schon seit langem im Kopf, da ihm in Chemnitz ein solcher Laden - anders als in Leipzig - noch fehlte. Mit dem Kellergewölbe unter der Klosterstraße fand er nun die passende Location.
Das künftige Lokal präsentiert sich dort als klassische Bar, ohne ausufernde Sitzecken und ohne Tanzfläche. Szene-DJs werden natürlich trotzdem regelmäßig für passende Beschallung sorgen. Und eigentlich war am Ende des Ganges auch ein Darkroom geplant, zum spielen gibt's dort allerdings jetzt doch nur einen Kicker - man ist ja in der Chemnitzer Innenstadt. Mit der Absintheria bekommt die jetzt ein Stück mehr (sub-)kulturelle Vielfalt. Und der nächste kreative Überflieger, der aus Chemnitz kommt, geht mit Sicherheit auf den Absinth zurück.
Text [&] Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im Heft 12/13