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Warum seid ihr so verdammt gut?

Frage-Antwort mit Lgoony

Veröffentlicht am:

LGoony und das ganze Drumherum ist eine Art Goldader, auf die ich durch Zufall gestoßen bin. Es ist schon eine Weile her, da habe ich ihn auf einem Festival gesehen, ohne vorher jemals auch nur ein Wort über ihn gehört zu haben. Da stand er und sang über Goldketten und seinen Zustand der Schwebe. Es ging um Reichtum, Swag und Fame. Ich musste schmunzeln, weil er das Selbstbewusstsein über das er da sang nicht wirklich austrahlte. Jung und zierlich, ungelenk ein Gucci Tuch über die Schultern geschwungen, performte er. Es erinnerte mich an die ersten Auftritte einer Kinderband auf einem Schulfest. Das alles zog er mit einer Selbstverständlichkeit durch, die mich sofort fesselte.

Wenn man schon über LGoony schreibt, dann darf man einen anderen seltsamen Musiker nicht vergessen: Crack Ignaz. Beide sind Vorzeigekünstler des sogenannten Cloudraps. Musik wird kostenlos ins Internet gestellt, frei zugänglich für jedermann. „Shesh“ und andere verrückte Geräusche sind nun aktuelle Gang-Rufe. Das klingt vielleicht affig, ist aber um einiges cooler als „Yo Bruder“. Hip-Hop-Klisches werden bedient und deren unfreiwillige Komik zur Schau gestellt. Vielleicht erinnert diese Beschreibung den ein oder anderen an Moneyboy. So falsch ist das nicht, der Unterschied ist nur, dass LGoony und Crack Ignaz die musikalische Seite ihres Schaffens durchaus ernst nehmen.

Für die Tour haben sie vor ein paar Tagen extra ein Free-Download-Album mit dem Namen „Aurora“ rausgebracht. Das habe ich mir angehört, bin im Büro umhergetanzt und habe, angesteckt von den Inhalten, mein Kleingeld um mich geschmissen. Leider lag dieses Werk vor dem folgenden Interview mit LGoony nicht vor, sonst hätte ich vermutlich nur eine Frage gestellt: Warum seid ihr so verdammt gut?

Welche Rolle spielt die Selbstinszenierung bei der Musik die ihr macht?
Ich mache mir darüber gar nicht so große Gedanken. Meistens geht es mir eher darum, Atmosphäre oder Energie zu erzeugen, der Text ist dann fast schon nebensächlich. Ich denke, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass Realität und Fiktion in unsere Musik einfließen.

Wieviel von dieser Figur ist künstlich? Oder seid ihr diese Figur zu 100 Prozent selbst?
Wir sind diese Person. Aber gleichzeitig sind wir auch nicht diese Person. Manchmal sind wir eine andere Person. Manchmal sind wir auch gar keine Person, sondern Außerirdische. Manchmal sind wir sogar Licht und Energie.

Eure Musik wird gerade total gehyped. Denkt ihr, dass das Musik für die Ewigkeit ist?
Ja. Musik ist für immer.

Habt ihr musikalische Vorbilder? Was gefällt euch in der aktuellen Musiklandschaft gut?
Ich habe kein zentrales Vorbild, aber jede Menge Künstler, die mich inspirieren. Das ist das Schöne an Kunst. Man kann die Kunst anderer nehmen, sie mit anderen Einflüssen mischen und dann kommt etwas völlig Neues raus.

Du redest viel über Geld, lehnst es aber ab, bei einem Major[-]Label zu unterschreiben. Hat sich das Geschäftsmodell Schallplatten oder CD ́s zu verkaufen für dich erledigt? Reizt dich das nicht, dein Ergebnis irgendwann in der Hand zu halten, als Gegenstand zum Anfassen?
Ich lehne es nicht prinzipiell ab. Die Arbeits- und Denkweise der großen Labels ist nur nicht gerade meins. Ich will meine Musik nicht auf bestimmte Art und Weise nach außen tragen, nur um sie zu verkaufen. Am meisten stört mich die Vermarktung der Musik. Ich will meine Songs niemandem aufzwingen und auf 1000 Plattformen erscheinen. Ich will auch in kein Image gezwängt werden. Ich will einfach Musik machen. Ich denke, früher oder später werde ich dafür einen geeigneten Partner finden. Bis dahin kann ich es auch alleine bzw. mit der Hilfe meiner Freunde und Unterstützer.
Zu Schallplatten und CDs: Das sind nur Formate. Manchmal ist es schön etwas in der Hand zu halten, aber zwingend notwendig ist es nicht bei jeder Veröffentlichung. Von mir wird es aber sicher irgendwann auch eine CD zu kaufen geben.

Wenn wir gerade bei solchen altmodischen Geschäftsmodellen wie CDs sind: Könnt ihr euch vorstellen, Autogrammkarten zu machen und wie würden diese wohl aussehen, oder habt ihr schon welche?
Ich habe noch keine. Kommt bestimmt noch. Aber heutzutage wollen die Leute lieber ein Foto machen, wahrscheinlich, weil es noch persönlicher ist.

Befürchtest du, durch deine Nähe zu Money Boy, in eine Spaßecke geschoben zu werden, oder ist dir das egal? (LGoony ist Mitglied der „Glo Up Dinero Gang“, die Moneyboy als eine Art Mentor überwacht. Das Komische ist aber, dass viele Leute, die Money Boy ziemlich schlecht finden, den Goon als Meister-Musiker sehen.)
Leute, die sich ernsthaft mit mir oder Money Boy auseinandersetzen, wissen dass das alles ganz anders ist und Leute, die das nicht tun, betrachten Musik zu oberflächlich und sollen etwas anderes hören.

Wie definiert ihr die Musik die ihr macht?
Leben.
(Während der Beantwortung dieses Satzes breche ich in Tränen aus.)

Lgoony und Crack Ignaz performen am 12. Februar im Atomino. Ihr Album „Aurora“ gibt es hier zum Download: http://www17.zippyshare.com/v/9aqEK6TK/file.html
(Wir sollen unbedingt erwähnen, dass es in den Red Bull Studios aufgenommen wurde, warum auch immer.)

Text [&] Fragen: Nina Kummer Fotos: Roberto Brundo

Erschienen im Heft 02/16[nbsp]

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