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Das Chemnitzer Kunstfestival Begehungen kannte ja nur eine Richtung: nach oben. Mehr Künstler, mehr Besucher, mehr Prominenz. Viele Freunde der Lokalkultur hat daher die Ankündigung zur diesjährigen Auflage überrascht. Aber was auf den ersten Blick als Sparflamme erscheint, könnte zum flammenden Bekenntnis für Chemnitz und die Kunst werden.
Die Begehungen kehren im August räumlich und konzeptionell zu ihrem Ursprung zurück. Während im vergangenen Jahr rund 40 Künstler unter dem Dach des Chemnitzer Forums ausstellten, sieht die Ausschreibung 2013 vor, sieben Orte auf dem Sonnenberg von nur sieben Künstlern beleben zu lassen. Ein Künstler ein Ort, so fing es damals auch an, als Beate Kunath und Lars Neuenfeld die ersten Begehungen mit Chemnitzer Fotografen organisierten. „Da hatte in zwölf leer stehenden Läden für zwei Wochenenden jeder seine eigene Galerie“, erinnert sich Beate.
Schon damals war ihr Thema der Leerstand im Stadtteil. Und treffend heißt es auch zehn Jahre später im Festivalmotto: „Leerlauf“. „Es ist spannend, dass das Thema auch heute noch auf dem Sonnenberg aktuell ist“, sagt Marta Gonzalez de Mendibil vom Begehungen e.V., der das Festival organisiert. Die Konzentration auf wenige Künstler war auch für den Verein ein Durchatmen. Immer mehr Verwaltung und Organisation ließen das Festival nach außen zwar durchaus professionell erscheinen, änderten aber nichts daran, dass hinter den Kulissen alles auf den Schultern von Ehrenamtlern und ihrer Freizeit lastete. „Wir freuen uns total auf das Experiment und haben uns auch auf einmal sehr frei gefühlt“, sagt Marta. Und letztlich ist es ja Freiheit, die die Kunst braucht. So hoffen die Organisatoren auch auf mehr Kontakt der Besucher mit den einzelnen Künstlern. Und auf die tiefere Auseinandersetzung der Künstler mit dem Ort. Denn an die Begehungen ist ein Artist in Residence Programm geknüpft, dass jedem Künstler nicht nur einen vierwöchigen Aufenthalt vor Ort, sondern auch ein Honorar von 1.500 Euro einräumt.
Artist in Residence heiße natürlich nicht, dass sich nicht auch Chemnitzer bewerben können, sagt Martha. Bis zum 15. Mai haben Künstler noch Zeit dazu, ihre Ideen über die Webseite einzureichen. Die Konkurrenz bleibt aber auch diesmal groß: schon kurz nach Veröffentlichung des Aufrufs waren viele Einsendungen aus aller Welt da. Auf die Zahl von 400 Bewerbern wie letzten Jahr dürfte das Festival wohl auch dieses Jahr erreichen. Auf die sieben spannendsten darf man sich nun freuen – und die beiden Gründer helfen als Jurymitglieder zum Jubiläum sogar bei der Auswahl.
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Erschienen im 371 Stadtmagazin Heft 04/2013
Text: Michael Chlebusch